…andererseits
Sind Sie ein Mann? Denken Sie kurz an Menschen, die Sie beruflich kennen und die Sie bewundern oder als Vorbild empfinden. Wie viele solcher „Role Models“ haben Sie? Und wie viele davon sind Frauen?
So muss sich meine 24-jährige Tochter gefühlt haben, als sie mich neulich anrief: „Wie viele beruflich wirklich erfolgreiche Frauen mit Kindern kennst du persönlich, die nicht Lehrerin oder Ärztin sind?“ Das war ihre Frage. Und plötzlich ist die Debatte um Frauenförderung, Karriere oder Kinder, um viele politische Fragen – plötzlich ist diese Debatte für mich ganz real und nah. Ich sehe die Frage nach der Chancengleichheit auf einmal aus einem anderen Blickwinkel.
Angeblich sind Väter von Töchtern diejenigen, die am meisten für die Chancengleichheit von Frauen tun. Sogar mehr als Frauen. Aber entweder gibt es zu wenig Töchter-Väter oder sie tun immer noch zu wenig. Alle Quoten zeigen das. Aber was bedeutet das genau? Brauchen wir noch mehr gesetzliche Regeln? Sollen wir uns damit abfinden, dass der Gender-Gap bei der jetzigen Veränderungs-Geschwindigkeit 2070 geschlossen ist – wenn meine Tochter gerade in Rente geht?
Ich persönlich glaube, dass der Schlüssel zu mehr Karriere-Frauen mit Familie bei den Männern liegt. Bei Männern, die mehr als 2 Monate Elternzeit nehmen, die am Nachmittag die Kinder abholen – bei Männern, die Forderungen nach familientauglicher Karriere stellen. In diesem Sinne, wenn Sie ein Mann sind: Streiten Sie für Karriere und Familie!
Dear Andererseits, bin ein Mann, meine weiblichen Rollen-Vorbilder ( Auszug ohne lange nachzudenken ) : Gräfin Dönhoff, Hildegard Hamm-Bücher, Astrid Lindgren, Christiane Nöstlinger, Steffi Graf, Joan Baez, (bin halt schon bissle älter )
Die Reduzierung eines Menschen-Wertes auf Karriere-Mensch in einem künstlichen, zT irrealen Umfeld ( DAX Unternehmen, Unternehmensberatungen, Banken, …) ist seltsam. Was wenn wirklich gute Frauen gar keine Lust auf diesen Zirkus haben ? In dem Männer sich für keinen Schwachsinn zu schade sind nur um zu „gewinnen“ ( die Definition dieses gewinnens ist noch mal eine andere Sache ) ? Warum sollte eine hochintelligente und zu Veränderungen motivierte Frau so was machen wollen ? Warum muss sie im Formel1-Rennwagen 67 Runden im Kreis fahren nur um zu beweisen, dass sie das auch kann ? ….was wenn Frauen besser als Männer die Sinn-Frage stellen und für sich beantworten ?
Lieber Herr Siegmund
zunächst Gratulation zur sehr sympathischen Auswahl der Frauen-Vorbilder – die ich und wahrscheinlich auch meine Tochter teilen würden. Dass es berühmte und tolle Frauen gibt, war allerdings nicht die Frage. Es geht um erfolgreiche Frauen im persönlichen Bekanntenkreis, sozusagen als greifbares Vorbild oder sogar konkret als Mentorin.
Und einen weiteren Aspekt gibt ist. Im Sinne einer freien Arena-Wahl für Männer und Frauen, sollen auch Frauen Wirtschaft studieren und dort Karriere wollen können und dies unter möglichst gleichen Bedingungen wie Männer. Und die scheint es mir in Bezug auf greifbare weibliche Vorbilder, auf Mentorinnen die eine Karriere ermöglichen und auf Netzwerk eben heute nicht zu geben.
Und es liegt ja nicht an uns zu beurteilen oder zu steuern, was Frauen – und insbesondere Töchter – wollen dürfen.
In diesem Sinne freue ich mich auf die Fortsetzung der Diskussion mit Söhnen und Töchtern .…